Die Historie der NG Niederburg

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts lief im Rheinland der Karneval aus dem Ruder.  Das im Jahre 1823 in Köln gegründete „Festkomitee Kölner Karneval“ wollte dieser Entwicklung entgegenwirken und stellte Normen und Regeln für die dortige 5.Jahreszeit auf. Der Karneval wurde organisiert und von den gegründeten Karnevalsgesellschaften repräsentiert. Dieser Funke fand sehr schnell auch in den alemannischen Landstrichen Nahrung und Gefallen. Eine straffe Organisation in Elferräten, Mützen, Uniformen und Orden war die logische Abfolge und vertrieb zumindest einzeln, das auch hier zu Lande aus dem Ruder laufende unorthodoxe Fasnachtstreiben. So gründete sich aus der „Sängerrunde Bodan“ im Jahre 1880 die „Elefanten Actien-Gesellschaft“. Es war in diesen Kolonial-Jahren des ausgehenden 19.Jahrhunderts üblich, sich bei der Namensgebung mit exotischen Namen zu schmücken.

Im Stadtteil Niederburg fand der Funke die Fasnacht vereinsmäßig zu organisieren gleichfalls Nahrung und 1884 gründete sich die „Große Konstanzer Narrengesellschaft Niederburg“. Blättert man in den Annalen der Stadtgeschichte stößt man auf einen Bericht der „Konstanzer Zeitung“ vom 21. Februar 1884. Zu lesen ist, dass sich das närrische Blut im Stadtteil Niederburg regte und Kaufmann Max Bachstein, Schreinermeister Butscher und Schneidermeister Eduard Kupferschmied zu einer Narrenrunde einladen. Bereits am kommenden Tag erfuhren die Konstanzer von der Gründung der „Niederburg“ – einer neuen Narrengesellschaft in ihrer Stammburg der Brauerei Buck (heutiger Burghof).

In der Kolonialzeit des ausgehenden 19. Jahrhundert wählte man also gerne exotische Namen, wie auch bei den späteren Gründungen der Kamelia-Paradies und der „Giraffen AG“. Die Gründerväter der Niederburg wichen allerdings von der vorherrschenden Praxis ab und gaben sich den Namen des ältesten Stadtteils. Warum nun der Name „Große Konstanzer Narrengesellschaft gewählt wurde, also bewusst der Namenszusatz „Große“ vorangestellt wurde – nun dies bleibt das närrische Geheimnis der Gründerväter.  

Das Beispiel der Elefanten ein karnevalistisch ausgerichtetes Kabinett, also einen Elferrat um den Präsidenten zu bilden, wurde von den Gründervätern gerne übernommen. Die 11 ist eine besondere Zahl, wie die biblische 7 und 13.  Um sich von den Elefanten also abzugrenzen wählte man die 13 – damit den 13er-Rat der Niederburg.
Wichtig war, das karnevalistisch geprägte Zaumzeug des rheinischen Karnevals zu übernehmen. Also Mützen, Uniformen und nicht zuletzt die Orden, um sich den Bürgern während der Fasnachtstage also bedeutende Person zu präsentieren.
Im Jahre 1887 erschien erstmals das Narrenblatt „der Niederburger“ und der hochlöbliche 13er-Rat wetteiferte mit den Elefanten und den 1886 und 1887 gegründeten Kamelern und Giraffen insbesondere bei den Fasnachtsumzügen vor dem ersten Weltkrieg.
Bereits im Jahre 1894 lud die „Konstanzer Zeitung“ zum Narrenabend und Maskenball ein und 1900 zum „Groß feinen Maskenball“ in die damalige Stammburg, Brauerei Buck, mit 30-Mann starkem Streichorchester. Aber auch zu gemeinsamen Veranstaltungen  im Konzil, etwa 1929 zur Masken-Redoute von Niederburg und Kamelia-Paradies.
In den folgenden Jahren griffen die Nationalsozialisten in die Fasnacht ein - im Jahre 1938 ein Inserat von Niederburg und Elefanten zur Einladung ins Konzil zum „Größten K.d.F. Fasnachtsball mit dem Musikkorp des Inf.Regiment 114 und des SS-Musikkorp Germania aus Radolfzell.

Während und nach dem II. Weltkrieg ruhte die Fasnacht und 1947 wählten die 13er-Räte Anton Winter zum Präsidenten und übernahmen erstmals 1948 von Oberbürgermeister Franz Knapp die Stadtgewalt im Rathaus. Am Schmotzigen Dunschtig des Jahres 1950 wollten die Niederbürgler auch die Konstanzer Bevölkerung in das Spektakel eines Rathaussturmes mit einbeziehen. So rückte in den Vormittagsstunden ein schwerbewaffneter Landknechtshaufen Richtung Kanzleistrasse mit zwei Geschützen bewaffnet, um eine Belagerung von noch nie dagewesenem Ausmaß zu beginnen. Schnell erkannte OB Franz Knapp, dass gegen die gewaltige Streitmacht jeder städtische Widerstand zwecklos sei, fügte sich und kapitulierte und übergab Stadtschlüssel, Stadtschwert und Stadtsäckel als Zeichen der Niederlage dem Präsidenten. Nun ging es mit den Besiegten hinauf in die gute Stube der Stadt, wo die Kapitulationsbedingungen bei reichlich Spitalwein ausgehandelt wurden. Nachdem die Einigung erzielt wurde, wurde Franz Knapp nochmals das Wort gestattet. Er - so Franz Knapp - habe in seltener Einstimmigkeit mit seinen beiden Bürgermeistern Fritz Arnold und Hermann Schneider beschlossen, diese närrische Stadtübernahme für jetzt und alle Zeiten der Niederburg zu übertragen. Präsident Toni Winter erhielt eine kunstvoll gefertigte Urkunde, von den Bürgermeistern unterzeichnet und von Stadtrechtsrat Kirchgässner juristisch für unbedenklich erklärt. Die Machtergreifung war von nun an fester Bestandteil am Schmotzigen Dunschtig.

Mit Beginn der 50iger-Jahre mehrte sich der Wunsch aus dem steigenden Mitgliederkreis nach einer Plattform der Begegnung auch außerhalb der eigentlichen Fasnachtszeit. Der 13er-Rat nahm diese Anregung auf und veranstaltete erstmals im Herbst des Jahres 1952 den sogenannten „Hammeltanz“. Es handelte sich hierbei um einen Gesellschaftsball mit Tombola, deren Hauptpreis ein lebender Hammel war. Um eine besondere Attraktion für diesen Ball zu schaffen, wurde die Funktion des ‚BURGFRÄULEINS‘ ins Leben gerufen. Eine junge, attraktive Dame sollte in diesem Amt die Niederburg als Repräsentantin bei den offiziellen Veranstaltungen der Gesellschaft zusammen mit dem Präsidenten vertreten. Aus dem Kreise der Interessentinnen wurde dann im Verlauf des Tanzabends das ‚BURGFRÄULEIN‘ für die kommende Fasnachts-Saison durch die Ballbesucher gewählt. Der Hammeltanz hielt sich bis zum Jahre 1962. Nicht zuletzt aus Gründen des Tierschutzes war das Symbol des Abends, der lebende Hammel, nicht weiter durchzusetzen. Das „BURGFRÄULEIN“ war jedoch zwischenzeitlich zu einem wesentlichen Bestandteil des 13er-Rates geworden. Statt der bislang üblichen öffentlichen Wahl übernahm der 13er-Rat diese Wahl unter den Kandidatinnen, die sich jeweils für dieses Amt interessierten.

Die Inthronisation des ‚BURGFRÄULEINS‘ erfolgt anlässlich der offiziellen Fasnachtseröffnung der NIEDERBURG am jeweiligen 11.11. Sie wird durch den Präsidenten dem Publikum vorgestellt und nimmt nach kurzer Antritts¬rede Platz, am Ratstisch auf der Bühne. Das „BURGFRÄULEIN“ war die offizielle Begleiterin des 13er-Rates während der Fasnacht. Im Namen des Präsidenten überreicht sie die Orden der Gesellschaft. Als äußeres Zeichen trug sie die Ratsmütze und Uniform des 13er-Rates
1998 repräsentierte letztmals Marijana Severin die Niederburg als Burgfräulein. Es wurde Zeit auch das weibliche Geschlecht in die Reihen der 13er-Räte aufzunehmen. Anja Uhlemann, Tochter unseres Ratsmitgliedes Peter Maier wurde zur Fasnachtseröffnung 1999 als 13er-Rätin inthronisiert und übernahm mit dem Präsidenten die bislang vom Burgfräulein übernommenen Aufgaben.

„Ja, wenn der ganze Bodensee“ – war einst ein bekannter Schlager innerhalb der Niederburg. Willi Hermann als Komponist und Textautor schrieb ab den 50iger Jahren jeweils zum 11.11. einen neuen Fasnachtsschlager, welcher von Bernhard Streibert vorgetragen wurde. Das über Jahrzehnte geschaffene Liedgut war für die Konstanzerinnen und Konstanzer ein fester Bestandteil während der Fasnachtstage. Im Jahre 2018 deckte der Leiter des Stadtarchives, Prof. Dr. Jürgen Klöckler bei Recherchen allerdings die tiefe Verstrickung von Willi Hermann in der Zeit des NS-Regimes auf. Die Vita war der Niederburg bislang nicht bekannt und als Konsequenz distanzierte sich die Gesellschaft von ihrem langjährigen Ratsmitglied und strich die Lieder aus ihren Programmen.

1955 übernahm Dr. Max Breindl das Zepter von Toni Winter. Im Jahre 1959 wurde ein neuer OB gewählt. Der 13er-Rat hatte im Vorfeld für den Beigeordneten Hermann Schneider unterstützt  und nachdem Bruno Helmle als neuer OB das Rathaus übernommen hatte traten Dr. Max Breindl sowie einige 13er-Räte zurück. 1959 übernahm daraufhin Helmut Schlumpberger die Präsidentschaft.  und im Jahre 1959 nahm als neuer OB Bruno Helmle das Rathaus in Besitz. Ab 1961 regierte Josef Mack die Niederburg und machte Bruno Helmle gleich deutlich, dass er ab Schmotzigen Dunschtig nichts mehr zu sagen habe. Die Geschichte der Stadt wurde deutlich, indem in den Folgejahren eine Palette historischer Gestalten den Ratshaussturm anführten. Etwa Stauferkaiser Friedrich II., Generalissimus Wallenstein, der Hauptmann von Köpenick, Kaiserin Maria Theresia und v.a. Zunehmend gewann der Frühschoppen im Ratsaal an Anziehungskraft. So kamen regelmäßig die OB der umliegenden Kreisstädte, der Stadtamman von Kreuzlingen und selbst die Regierungspräsidenten von Freiburg.

Im Jahre 1961 wurde aus verschiedenen Truppenteilen in Konstanz, Radolfzell und Friedrichshafen die 13. Motorisierte Brigade gegründet. Die Jumelage zwischen Fontainebleau und Konstanz war für Josef Mack Anlass, mit dem ersten Kommandanten der 13. Brigade, General Le Vacon Kontakt aufzunehmen. Josef Mack, als närrischer Stratege, erkannte das Potential hinter den Mauern der Klosterkaserne und so war es nur eine Frage der Zeit, den Schmotzigen Dunschtig in der Kaserne zu integrieren. Es war logische Konsequenz, dass 1984 beim 100-jährigen-Jubiläumszug der Niederburg, das Musikkorp des 129. Inf. Regiments den Umzug musikalisch begleitete. Niederburg und Garnison – die Brücke war geschlagen.

„Die Klosterkaserne von der Niederburg erobert“ titelte der Südkurier im Februar 1965, französische Streitkräfte kapitulierten vor närrischer Invasion. Und so etwa spielte sich dieses Fasnachtsspektakel in der Spanierstrasse ab: Fest verschlossen hielten die französischen Streitkräfte die Tore der Klosterkaserne. Mit Maschinengewehren, Mörsern und viel Pulverdampft stellten sich die Verteidiger den mit Kanonen gewaffneten Angreifern entgegen. Der Fanfarenzug mit dem Banner der Niederburg voran, zeigte schnell eine entschlossene, kampferprobte Streitmacht. Doch trotz der Feldgeschütze und viel Schießpulver war gegen die starke Verteidigung wenig auszurichten. Josef Mack erkannte dies und bediente sich einer List. Er schickte kurzerhand das Burgfräulein an die Front vor deren Liebreiz das gesamte Offizierskorp kapitulierte.

Die französischen Streitkräfte närrisch zu infizieren, war gelungen. Die Garnison erwartete nun die Niederburg alljährlich nun zum großen Kampfspektakel vor den Toren der Klosterkaserne. Die Verhandlungen über die Unterwerfung wurden im Casino (heutiges Konstanzer Wirtshaus) geführt und mit reichlich Champagner unterstützt. Am 19. Januar 1966 wurde General Robert Bouchard, mit der Fasnacht bestens vertraut, im Casino feierlich in den Stand eines Burgherren erhoben. Der zweijährige Wechsel der Chefs der Brigade, brachte neue Kommandanten nach Konstanz, die die Tradition des Kasernensturmes fortsetzen. Auf General Pierre Duchatelle folgte 1969 Andreas Galharague. Der General, gebürtiger Baske, brachte, neben seinem südländischen Temperament, eine natürliche Begeisterungsfähigkeit und Warmherzigkeit mit. Andreas Galharague war ein Glücksfall für die Niederburg. Im Jahre 1970 wurde – sicher einmalig in einer französischen Kaserne auf deutschem Boden – ein 25m hoher Narrenbaum im Kasernenbereich durch die Meersburger Zimmermannsgilde erstellt. Und so General Galharague, dieser Baum dürfe am Aschermittwcoh nicht fallen. Als besondere Auszeichnung wurde dann die Niederburg zum Nationalfeiertag am 14. Juli 1970 geladen, um den Baum mit einer Gedenktafel als Zeichen der Freundschaft gemeinsam zu feiern. Wenn man bedenkt, welcher Stellenwert der Nationalfeiertag für Frankreich hat, lässt sich die besondere Freundschaft zwischen den ehemaligen Besatzungstruppen und der Niederburg einschätzen. So nahm der spätere Stadtkommandant von Paris, General Galharague, die Ehre eines Burgherrn, eines Ritters und auch die Würde eines Oberhemdglonkers der Niederburg – und bei seiner Verabschiedung aus Konstanz, die Ernennung zum Ehrenbürger der Niederburg mit nach Paris. Die Kommandanten wechselten und die Reihe der französischen Burgherren wurde fortgeschrieben mit Oberst Ives de Bats, den Generälen Georges Roudier, Pierre Caillat, Jean Auguste Murat und Commandant Jean Ulm. Die Brigade wurde 1977 aufgelöst und General Jacques Le Seigneur war das letzte Glied der Kette. Bei seiner Ernennung zum Burgherren fügte er hinzu: Um ein wahrer Konstanzer zu sein, muss ein Franzose hier Fasnacht gefeiert haben. Die Verbindung mit den französischen Streitkräften zählt sicher zu einem herausragenden Abschnitt der Geschichte der Niederburg.

Die Oberbürgermeister wechselten ihre Stühle, doch die Stadtübernahme blieb weiter verwurzelt. Im Jahre 1980 übernahm der bereits in früheren Jahren zum „Burgherr“ ernannte Dr. Horst Eickmeyer das Amt des Oberbürgermeisters. Als langjähriger Bürgermeister von Meersburg war er der Niederburg närrisch verbunden und pflegte die Tradition der Stadtübernahme weiter. Seine Verbundenheit war dann auch Anlass Horst Eickmeyer in den Stand eines Ritters der Niederburg und 1983 aufgrund seiner Verdienste in den Stand eines Oberhemdglonkers zu erheben. Nach 16 Jahren Amtszeit wechselte Horst Eickmeyer in den Ruhestand und Horst Frank übernahm das Rathaus. Der bislang übliche Frühschoppen nach der Stadtübernahme stand nur einer begrenzten Anzahl von Gästen zur Verfügung. Horst Frank verlegte das Szenario in den Ratshaushof, wo die Konstanzer Narren dann auch närrisch bewirtet wurden.

Im Jahre 1984 übergab Josef Mack das Zepter an seinen langjährigen Kanzleirat und Programmchef Heinz Maser. Die großen Schuhe seines Amtsvorgängers mussten in den Folgejahren erst angepasst werden. Aber zusammen mit seinem Vizepräsidenten Peter Maier wurden die im St. Johann durchgeführten Burgkonzerte mit weiterem Leben gefüllt und  vom Publikum verstärkt nachgefragt. Acht Burgkonzerte wurden jährlich angeboten und erfreuten sich steigender Beliebtheit. Die Protagonisten Alfred Heizmann, Peter Maier u.a. waren die vom Publikum geliebten Akteure der Abende. Das Jahr 1991 brachte ein Einschnitt, die jahrzehnte lange Stammburg St. Johann wurde verkauft und stand einer weiteren Nutzung für die Niederburg nicht mehr zur Verfügung. Der 13er-Rat beschloss darauf auf Vorschlag von Heinz Maser der Vereinigung Konstanzer Narrengesellschaften beizutreten und damit auch für die Fasnachtseröffnung im Konzil eine neue Heimat zu finden. Die in den Folgejahren gemeinsamen Narrenkonzerte fanden gegen Ende der 90iger-Jahre jedoch mangelnden Zuspruch, so dass für die Niederburg neue Überlegungen notwendig waren. Mit dem Präsidenten der Kamelia-Paradies bestand Einvernehmen und Werner Eckenschwiler und Heinz Maser beschlossen gemeinsame Narrenspiele anzubieten. Marcus Nabholz übernahm die Funktion des Programmchefs und im Jahre 1991 präsentierten die Gesellschaften erstmals das „Konstanzer Narrenspiel“. Zur Saison 2020/2021 übernahmen Stephanie Köberlin und Mario Böhler die Regie des Narrenspiels. Letzterer hat bis heute die Spielleitung inne. Die Publikumsnachfrage steigerte sich nach der erfolgreichen Premiere insbesondere in den letzten Jahren weiter, so dass ein sechster Konzertabend eingeführt wurde. Der Erfolg gibt den Gründungsvätern recht: den Zusammenschluss von Kamelia-Paradies und Niederburg war richtig und das Narrenspiel ist bis heute das bedeutendste Narrenkonzert in unserer Stadt.

Um den Fasnachts-Samstag mit Leben zu erfüllen, wurde der Vorschlag von Heinz Maser einen Narrenmarkt zu veranstalten aufgegriffen. Acht weitere Narrenvereine griffen dieses Angebot mit auf und OB Horst Frank eröffnete den Markt auf dem Augustienerplatz. Narrenvereine und Narrenzünfte bieten heute auf der Markstätte jährlich ein buntes Bild von närrischem Allerlei an.

Mit dem Verlust des St. Johann gehörte auch die Burgstube für die Ratssitzungen der Vergangenheit an. Im Verlauf der 90iger-Jahre übernahm die Handwerker-Initiative die Renovation des Pulverturmes. Heinz Maser sah darin die Chance mit dem Vorsitzenden der Initiative Horst Werner und mit dem Präsidenten der Handwerkskammer, unserem Burgherren Ernst Held Kontakt aufzunehmen. Nachdem das beiderseitige Interesse im Einklang stand, wurde nach Fertigstellung der Renovationen mit der Stadt Konstanz ein Pachtvertrag für die Nutzung des Pulverturmes abgeschlossen und Karl-Heinz Nack übernahm die Betreuung des Turmes bis heute.

1993 erreichte die Niederburg ein Schreiben des Präsidenten vom RV Neptun, Helmut Hengstler. Der Ruderverein übernehme ein neues Boot der Königsklasse und machte das Angebot diesen Achter auf den Namen Niederburg zu taufen. Geehrt von dem Angebot wurde am 3.September 1993 unter den Klängen des Fanfarenzuges der neue C-Achter vom Burgfräulein Katja Pulido auf den Namen Niederburg getauft und die Gesellschaft übernahm damit die Patenschaft über das neue Boot. Die damit begonnene enge Beziehung der beiden Vereine zeigt sich in der jährlichen gemischten Ausfahrt und der sich anschließend von Helmut Hengstler präsentierten Weinprobe.

1995 stand das 111-jährige Jubiläum auf der Tagesordnung. Der damalige Redaktionsleiter des SDR, Gerd Motzkus wurde von unserem Burgherren Werner Mezger auf die Niederburg hingewiesen und nahm Kontakt mit Konstanz auf. Der SDR wollte die Jubiläumssitzung aus dem Konzil live übertragen. Präsident Heinz Maser nahm diese Angebot natürlich an und die Fernsehzuschauer im Lande konnten das Jubiläumsprogramm zu Hause am Bildschirm verfolgen. Die Sendung war so erfolgreich, dass Gerd Motzkus der Niederburg das Angebot machte, den Fasnachtsauftakt im November 1995 ins Sendeprogramm aufzunehmen. Bis zum Jahre 2004 wurde der 11.11. jeweils vom Sender übernommen.

Es stellte sich aber bereits 1997 die Frage, ob eine Sendung auch im Januar bzw. Februar jährlich möglich wäre. Natürlich bestand hierzu Einvernehmen und unser Burgherr Hans-Peter Jehle präsentierte 1998 als Moderator erstmals die „Konstanzer Fasnacht“ aus dem Konzil. Im Jahre 2023 jährte sich die Übertragung zum 26. Male und die Quoten unterstreichen bis heute, dass die Sendung aus dem Konzil weit über das Sendebiet des SWR hinaus angenommen wird.

Am 11.11.2004 wurde letztmals der Fasnachtsauftakt der Niederburg vom SWR gesendet. Für Heinz Maser war dies Anlass nach 21 Jahren seiner Präsidentschaft nach Aschermittwoch seinem Nachfolger im Amt, Marc Ellegast das Zepter zu übergeben. Marc Ellegast, stammte aus einer alten Konstanzer Dynastie, welche generationsübergreifend aktiv mit der Niederburg verbunden war. Die Gesellschaft wurde bei ihren Auftritten stets von der Klepperlegarde und dem Fanfarenzug begleitet, eine Maskengruppe bestand allerdings nicht. Grund also für Marc Ellegast eine solche Gruppe ins Leben zu rufen und als Konsequenz bildeten sich hierauf die „Niederburger Jokele“. Die Gruppe fand schnell Zulauf und ist inzwischen fester Bestandteil der Gesellschaft.

Im Jahre 2013 gab Marc Ellegast aus privaten Gründen sein Amt als Präsident zurück. Aus den Reihen des 13er-Rates wurde Mario Böhler als neuer Präsident mit den Insignien ausgestattet. Mario Böhler erkannte den Zeitgeist und beschritt neue Wege. Traditionen zu erhalten bedeutet aber auch diese fortzuentwickeln und sich von überholten alten Zöpfen zu trennen. Sein sensibles Geschick zeigt auch die Präsenz der Gesellschaft auf diversen Ebenen. Sein erfolgreicher Kontakt mit dem jungen Theater bietet der Jugend die Plattform für die Bühnenfasnacht und ermöglicht den jungen Akteuren einen Auftritt bei der jährlichen Fasnachtseröffnung. Die Funktion des Programmchefs der SWR-Sendung übergab Heinz Maser 2022 gleichfalls in die Hände von Mario Böhler. Mit seinem Engagement ist er für die SWR-Redaktion ein wichtiger Ansprechpartner vor Ort. Dass sich die Niederburg auch außerhalb der 5. Jahreszeit präsentieren kann, wurde im Jahre 2022 im Bodenseeforum deutlich. Das Musical „die Fischerin vom Bodensee“ begeisterte in fünf ausverkauften Vorstellungen und bewies, dass die Gesellschaft auch auf diesem Terrain das Publikum begeistern kann.

Heinz Maser im Sommer 2023